Schlösser sind auf den ersten Blick prunkvolle, großflächig angelegte Gebäude, die früher in erster Linie dem Adel als repräsentative Wohn- oder Regierungssitze dienten. Sie waren vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts aber nicht nur (macht-)politische, sondern oftmals auch kulturelle Zentren. Als wichtiger Kulturort hat in Fachkreisen das Schloss Ringenberg in Hamminkeln einen guten Ruf erworben. Im Fokus des seit 1969 von der Derik-Baegert-Gesellschaft (DBG) geleiteten und international etablierten Ortes zur Förderung der Künste stehen ein Stipendiaten- und Residenzprogramm mit Künstlerateliers für bildende Kunst.
Die Weiterentwicklung zum Dritten Ort steht für einen bewussten Wandel: Das bisher eher auf wenige ausgerichtete Kultur-Angebot soll in Zukunft auch der breiten Bevölkerung offenstehen, das Schloss zum zentralen, identitätsstiftenden Ort für alle werden: Nach der Devise „hoch wie breit“ soll neben dem hohen kulturellen Anspruch auch der steigende Kulturbedarf der wachsenden Stadtgesellschaft berücksichtigt sowie eine lokal und regional verankerte Breitenkultur gefördert werden. Ein neuer Freundeskreis Kunst- und Kulturort Schloss Ringenberg wird künftig die programmatische Ausgestaltung verantworten. Der Kulturraum Niederrhein e. V. und die DBG entwickeln zudem ein neues Residenzprogramm.
Beteiligung ist besonderes Merkmal des Projekts: Einheimische und Gäste haben bei ihrem Weihnachtsmarktbesuch 2019 in einem „Ideenraum“ auf mehr als 300 Karten aufgeschrieben, was sie sich für einen neuen, offeneren Kulturort wünschen. Internetaffine Nutzer konnten ihre Anregungen auch via Online-Dialog über die Projektwebsite www.meinschlossringenberg.de geben. Kulturschaffende aus dem lokalen Umfeld sowie Kunstexpertinnen und Residenzveranstalter der EuRegion und aus NRW brachten sich bei einem Fachsymposium und einem Workshop ebenfalls ein: Sie gaben wertvolle Anregungen, wie sich aus ihrer Sicht anspruchsvolle Kultur und breitenkulturelle Praxis verbinden lassen und wie ggf. eine inklusive Vermittlungsarbeit als Bindeglied zwischen professionellen Künsten und Stadtgesellschaft aussehen könnte. Die Agentur stadtbox aus Bochum hat den Beteiligungsprozess professionell begleitet.
Projektträger: Stadt Hamminkeln, Trägerverein Schloss Ringenberg e.V.; Freundeskreis Kunst- und Kulturort Schloss Ringenberg e.V.
- Startklar begleitet das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
- Konzeptionsphase: 2020
- Umsetzungsphase: 2021 – 2023
Räume und Nutzungsbausteine: Kulturveranstaltungen wie Konzerte und Lesungen, kreative Workshops, Bildungsangebote u.a. der Musikschule, Gastronomie, Residenzprogramm für Künstlerinnen; im Rittersaal, im Innenhof und auf dem Außengelände
Weitere Informationen unter: www.meinschlossringenberg.de
Titelbild: Thomas Michaelis, Stadt Hamminkeln
Die Ideen und Ergebnisse haben Konzept und Pläne zur weiteren baulichen wie inhaltlichen Gestaltung des Kulturortes geprägt. Umbau- und Sanierungsarbeiten im Bereich der Gastronomie, der Musikschule und der Ateliers sorgen für eine einladende Atmosphäre. Zum räumlichen und ideellen Mittelpunkt des Dritten Ortes wird eine Kulturwerkstatt mit anliegendem urbanem WohnZimmer, in dem Profis, Laien und Lernende zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse präsentieren. Neue Einsichten, Diskussionsstoff und pulsierendes kulturelles Leben sollen entstehen, wenn Schüler der Musikschule auf internationale Residenz-Komponistinnen treffen, wenn sich Hobbyzeichnerinnen mit Ausstellungskuratoren austauschen oder Stipendiatinnen bei einer Tasse Tee mit Besuchern einer Buchausstellung der Stadtbücherei ins Gespräch kommen.
Das Hamminkelner Engagement, das Interesse an Vernetzung und auch der Mut zum künstlerischen Experiment waren die ausschlaggebenden Gründe der Förderempfehlung durch die Fachjury. – Schloss Ringenberg ist auf einem guten neuen Weg, dessen Geschichte erfolgreich fortzusetzen!