Glückauf! 100 Jahre lang erklang der Bergmannsgruß auf der Zeche „Friedrich Heinrich“ in Kamp-Lintfort, ehe 2012 die Steinkohleförderung eingestellt wurde. Den Strukturwandel und die Nachnutzung hat die Stadt am Niederrhein mit vielfältigen Ideen als Herausforderung angenommen. Das Bergbaugelände, das in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt liegt, wird seither als neues identitätsstiftendes Stadtquartier revitalisiert. Dabei soll die Bergbautradition, die durch Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt die Stadt wesentlich mitgeprägt hat, erhalten bleiben und in das neu Entstehende mit einfließen.
Auf dem Areal haben sich bereits Unternehmen, ein Kinocenter, das Infozentrum Stadt und Bergbau und die interdisziplinär forschende Hochschule Rhein-Waal angesiedelt. 2020 war die Zeche Gastgeberin der Landesgartenschau. Der Dritte Ort entsteht also auf einem Gelände, das im Um- wie Aufbruch ist und vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung bietet. Geradezu ideal, um Teile des insgesamt 2000 m² Fläche bietenden Schirrhofs in einen Dritten Ort zu verwandeln. Damit dieser Ort, der früher Grubenpferde beherbergte, für vielfältige Nutzungen geeignet ist, wurde das Gebäude mit Städtebaufördermitteln zunächst saniert und modernisiert.
Entstanden ist mittlerweile ein Familien-, Kultur und Bildungszentrum: eine Kita, Künstlerinnen mit ihren Ateliers, eine Zweigstelle des Moerser Arbeitslosenzentrums MALZ und ein Verein zur Förderung der Bergmannstradition haben schon Quartier bezogen. Vor allem mit einem über 200 m² großen, vielseitig nutzbaren Saal entsteht nun zusätzlich der Dritte Ort „Pferdestall“. Koordiniert wird das Projekt durch Susanne Rous, die das kommunale Infozentrum Stadt und Bergbau leitet. Die im Schirrhof bereits ansässigen Mieterinnen und Nutzer sind als Partner mit im Boot. Aktive von sozialen Trägern, Wohlfahrtsunternehmen und (Förder-) Vereinen aus Kamp-Lintfort und der Umgebung unterstützen das Projektteam.
Projektträger: Stadt Kamp-Lintfort
- startklar begleitet das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
- Umsetzungsphase: 2021 – 2023
Räume und Nutzungsbausteine:
Saal „Pferdestall“ (200 m²), Kunstateliers, Außenfläche für Workshops, Beratung, Offene Nutzung (z. B. Erzählcafé), Konzerte, Versammlungen, Offene Ateliers, Ferienprogramme
Titelbild: Stadt Kamp-Lintfort
Im „Pferdestall“ sollen sich die im Schirrhof-Areal schon beheimateten Aktiven begegnen, austauschen und die Mehrzweckfläche für gruppenpädagogische und kreative Aktionen sowie Ausstellungen nutzen. Neben diesen laufenden Aktivitäten soll der „Pferdestall“ auch Einheimischen aus der Altsiedlung, dort lebenden Künstlerinnen sowie den ins neue Wohngebiet Zuziehenden für Treffen und das Erleben von Kunst und Kultur offenstehen: für Ausstellungen zur Kunst oder Bergbaugeschichte, Kreativ-Workshops, Filmvorführungen, Lesungen und Konzerte.
Bewusst setzen die Verantwortlichen für den Pferdestall auch auf weitere Ideen von Interessierten, die sich den Dritten Ort im besten Sinne aneignen und ihn beleben möchten. Koordinatorin Susanne Rous freut sich, wenn sich potenzielle Ehrenamtliche melden, um den „Pferdestall“ zu unterstützen, und sich auf diese Weise ein Netzwerk bildet. Ihnen allen steht der „Pferdestall“ auch für eine offene Nutzung, z. B. als Erzählcafé, zur Verfügung – und zu erzählen gibt es sicher genug aus den Zeiten, als im Schirrhof noch Grubenpferde auf ihren Arbeitseinsatz warteten und sich Kumpel „Glückauf!“ wünschten.