„Das Gute an Neubeckum sind der eigene Bahnhof und die direkte Autobahnauffahrt, damit man schnell von hier wegkommt.” – Kritische Äußerungen wie diese kennen wohl viele, die in vermeintlich (!) unattraktiven Orten leben. Man kann sich in dieses Schicksal nun resignativ ergeben oder aber mit Verve daran arbeiten, seinen Heimatort wie einen ungeschliffenen Rohdiamanten zu betrachten und die verborgenen Qualitäten sicht- und nutzbar zu machen! „Verve“ – das war und ist übrigens auch Name und Programm für ein wachsendes Team aus ursprünglich sechs Frauen, das die Aufwertung Neubeckums mit Schwung angeht.
Der mittlerweile aus dem Team gegründete gemeinnützige Verein hat seither und unter reger Bürgerbeteiligung Aktionen organisiert, um den Stadtteil aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Jetzt entsteht im Herzen Neubeckums ein Dritter Ort als feste Basis für diese Neubelebung: das „Stadtteilwohnzimmer“.
Ein ehemaliger, leerstehender Friseursalon mit kleinem Garten wird umgestaltet zum einladenden,vielfältig nutzbaren Treffpunkt, Projektraum und Veranstaltungsort für alle Einheimischen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Bildungshintergrund. Von dieser Basis aus sollen auch Aktionen gesteuert werden, die andere Orte des öffentlichen Raumes (z. B. Leerstände) und den ländlichen Raum mit einbeziehen, beleben und bespielen.
Das neue Stadtteilwohnzimmer steht für alle offen und lädt mit Wohlfühl-Ambiente zu gemütlichen Treffen, Austausch und zum gemeinsamen Genießen kulinarischer Köstlichkeiten ein. Darüber hinaussind Nachbarschafts-Treffen oder Kreativprojekte wie ein Reparatur-Café im Wohnzimmer genauso willkommen wie Personen oder Gemeinschaften, die Kleider tauschen, einen Spieleabend veranstalten oder den Raum als Co-Working-Space nutzen möchten.
Projektträger: Verve! Gemeinschaft, Kultur & Schwung für Neubeckum e. V.
Räume und Nutzungsbausteine
offenes Wohnzimmer, offener Treff, Co-Working- und Kreativ-Space, Kunst- und Musikveranstaltungen, kulturelles Programm und Kulinarik, Bildungsangebote, Vorträge, Diskussionsrunden, Workshops (multifunktionaler Projektraum mit vielfältigen Nutzungsbausteinen)
Titelbild: Gladys Sala Mendoza
Besonders wichtig ist dem Verein zudem, dass der Dritte Ort eine verlässliche Anlauf- und Infostelle für all diejenigen ist, die ein offenes Ohr für neue Ideen und die Belange des Ortes suchen.
An den Wochenenden dürfen sich Wohnzimmer-Gäste künftig auf Kulturerlebnisse in ihren vielfältigsten Formen freuen: kleine Hauskonzerte, interaktive Diskussionsrunden, szenische Darbietungen, Kunst-Workshops, Ausstellungen und vieles mehr. Lokale Künstlerinnen werden sich genauso präsentieren wie überregionale Künstler und Menschen, die mit ihrer Expertise aus Wissenschaft, Gesellschaft oder Kultur neue Impulse und Denkanstöße ins Stadtteilwohnzimmer bringen. Das alles wird im Zusammenspiel mit lokalen und überregionalen Kooperationspartnern stattfinden.
Netzwerkarbeit mit den ortsansässigen kulturellen Akteurinnen steht bei den Verantwortlichen sowieso ganz oben auf der Agenda. Denn durch Networking lassen sich auch räumliche sowie personelle Ressourcen teilen und Synergieeffekte sinnvoll nutzen. Das „Dritte Orte“-Projekt der Neubeckumer ist letztlich nicht nur eine Offensive gegen die negative Sicht vieler Einheimischer auf ihren Stadtteil, sondern leistet wertvolle Pionierarbeit für eine positive Innenstadtentwicklung – und das nachhaltig für die Zeit nach der Corona-Pandemie.